Lesung für das eigene Sach- und Fachbuch planen und organisieren

Das Meisterwerk ist fertig und Du hast Dich entschlossen Dein Buch zu promoten.
Nun kommt die nächste Herausforderung – Planung und Organisation einer Lesung.

1. Die wichtigste Frage: WO?

Lesungen gibt es nicht nur auf der Frankfurter Buchmesse, sondern über das ganze Jahr. Autorenlesungen in Buchhandlungen sind der beliebte Klassiker, wobei Buchhändler mit Anfragen zugeschüttet werden und erfahrungsgemäß nicht immer kooperativ sind, vor allem bei Selfpublishern. Nicht verwunderlich bei über 90.000 neuen Büchern pro Jahr. Aber, stell Dir vor allem die Frage, welche Orte gefallen Dir, welche Atmosphäre wünsche ich mir? Gibt es ein altes Schloss in Deiner Region oder einen alten Weinkeller? Eine kostengünstige Variante sind auch Wohnzimmerlesungen, bei Dir zu Hause oder bei einer Deiner Leser oder Leserinnen. Vielleicht gibt es auch einen Ort, der zum Thema Deine Fachbuchlesung passt? Ein Loft in einem Start-up, eine Eventlocation wie das BMW-Museum in München oder ein Kindergarten?

Mein Tipp: fange am besten in Deiner Region an, hebe Dich von der Masse ab und biete etwas Besonderes, vielleicht hast Du befreundete Musiker, die eine kleine Einlage bringen können? Wer kümmert sich um die Bewirtung? Möchtest Du die Zuhörer mit kleinen Snacks und Getränken verwöhnen?

Kläre auf jeden Fall mit den Verantwortlichen, ob Raummiete verlangt wird, wie viele Stühle platziert werden können und – sofern erforderlich – ob es technische Voraussetzungen gibt, wie Mikrofon oder Lautsprecher. Vielleicht auch eine Leinwand für eine kleine PowerPoint-Präsentation, damit Du während Deiner Lesung die Zuhörer auch visuell ansprechen kannst.

Eine weitere Überlegung: Eintritt verlangen, ja oder nein?

Nach dem Verband der Deutschen Schriftsteller kann ein Mindesthonorar von 250.- Euro erhoben werden. Die Angst, dass bei einem Eintrittspreis die Gäste wegbleiben, ist sicherlich unbegründet und Du solltest das Selbstbewusstsein haben einen kleinen Eintrittspreis zwischen 2.- und 5.- Euro zu erheben. Somit sind eventuell anfallende Kosten gleich wieder drin.

2. Marketing für die Sach- und Fachbuchlesungen mit der richtigen Werbung:

Der Termin steht – jetzt wird aktiv die Werbetrommel gerührt. Nutze alle Online- und Offlinekanäle und promote Deinen Lesetermin. Viele Leute lesen noch regelmäßig Zeitung und hören Radio, deshalb ist eine Pressemitteilung in den lokalen Medien ein guter Ansatz. Verfasse einen kurzen Text mit dem „besonderen etwas“, der neugierig macht auf das Thema, auf den Ort der Lesung und das Rahmenprogramm. Gib außerdem Flyer und kleine Plakate in Auftrag, die Du in beliebten Locations auslegst – in Restaurants, Coworking Spaces, Geschäften oder in Deinem Sportclub. Auch Mundpropaganda ist ein wichtiger Faktor, sprich gezielt Deine Freunde und deren Bekannte an. Wenn fünf Freunde fünf Bekannte mitbringen, sind das bereits 10 Gäste und ein guter Anfang.

Bei den Onlinemedien ist das Einrichten einer öffentlichen Facebook-Veranstaltung – nicht zu verwechseln mit einer privaten Veranstaltung – auf jeden Fall ein „must“. Dabei werden nicht nur Deine Freunde informiert, sondern auch Personen, die nach solchen Veranstaltungen suchen. Bei den Veranstaltungshinweisen auf Facebook kannst Du präzise Deine Zielgruppe ansprechen, sowohl geografisch als auch im Hinblick auf Alter und Interessen. Natürlich sind nicht alle erhaltenen Zusagen auch Gäste die tatsächlich kommen, aber Du erhältst einen ersten Eindruck über die potenzielle Resonanz Deiner geplanten Lesung.

Für verbindlichere Zusagen ist Eventbrite, die professionelle Ticketing Plattform, eine gute Adresse. Auf dieser Plattform wird Deine Sachbuchlesung professionell beworben, unabhängig davon, ob Du Eintritt verlangst oder nicht. Bei einer kostenlosen Autorenlesung entstehen für Dich auch keine Kosten.

Es gibt auch noch einige andere Eventplattformen – wie Guidle, die sind zwar in der Schweiz ansässig, bieten jedoch auch in Deutschland eine direkte Zusammenarbeit mit Publikationen in den lokalen und regionalen Medien an.

Bist Du bei LinkedIn oder Xing gut vernetzt, dann nutze die Gelegenheit auch auf diesen Plattformen Deine Fachbuchlesung zu veröffentlichen. Als Mitglied kannst Du auf LinkedIn einen öffentlichen Event erstellen für eine professionelle Veranstaltung. Ein weiterer Vorteil auf dieser Plattform: Teilnehmer, können die Einladungen auch an andere Mitglieder versenden. Mit von Dir geposteten Event-Feed Beiträgen kannst Du Dich bereits vor der Lesung angeregt mit den potenziellen Gästen austauschen und diskutieren.

Bei Xing ist zu empfehlen fachspezifischen überregionalen Gruppen beizutreten, wie die Gruppe Autoren & Journalisten oder einem Autorenforum für Sach- und Fachbücher. Auch auf Xing können öffentliche Veranstaltungen eingerichtet werden. Allerdings beschränkt der Xing-Algorithmus den Versand, wenn Du die Auswahl „Einzelpersonen & Zielgruppen“ verwendest, auf maximal 1000 Kontakte – auch wenn Du mit mehr Personen vernetzt bist.

Auf jeden Fall muss die Werbetrommel laut und deutlich auf vielen Kanälen gerührt werden – ein einziger reicht nicht aus. Und nicht vergessen: am Tag vor der Veranstaltung auf allen Medien an alle Interessenten unbedingt noch eine Terminerinnerung rauslassen! Du kannst dein Social Media-Management auch Profis überlassen und dich stattdessen voll auf deine Lesung konzentrieren.

3. Ablauf der Sach- und Fachbuchlesung:

Meistens dauert eine Autorenlesung 2 bis maximal 3 Stunden und besteht aus mehreren Programmpunkten. Viel länger sollte es nicht dauern, sonst lässt die Aufmerksamkeit und das Interesse der Gäste nach.

Eine wichtige Etappe und entscheidend für den Erfolg Deiner Sachbuchlesung ist die Vorbereitung. Sind die richtigen Textpassagen ausgewählt, frage hierzu auch Deine Freunde und Leser, die Du näher kennst. Hast Du im stillen Kämmerlein oder im engen Freundeskreis geübt, wie Du Deine Stimme einsetzt? Sind die Betonungen richtig hervorgehoben, an welcher Stelle sollen sinnvolle Pausen eingelegt werden? Bist Du unsicher, solltest Du Dich mit einem Coach, einem Stimm- oder Auftrittstraining auf das Event vorbereiten oder eine Person Deines Vertrauens fragen, ob sie mit Dir übt. Einen Text vor größerem Publikum vorzulesen gestaltet sich manchmal schwieriger als ursprünglich angenommen. Vergiss nicht – Dein Vortrag und Deine Stimme sind Dein Kapital!

Hast du auch daran gedacht, die Veranstaltung bildlich festzuhalten? Fotos oder Videoaufnahmen sind ebenfalls ein wichtiger Aspekt für spätere Werbe- und Marketingmaßnahmen. Vielleicht kennst Du auch einen Fotographen, der als Freundschaftsdienst oder kostengünstig während der Fachbuchlesung die verschiedenen Programmpunkte professionell begleitet.

Zunächst geht es um die Vorstellung des Autors. Erzähle in knappen, prägnanten Sätzen die wichtigen Etappen Deines Lebens, wenn möglich charismatisch – gewürzt mit einer Prise Humor. Bei allem Lampenfieber – bleib authentisch und vergiss das Wasserglas nicht, es gibt nichts Schlimmeres als eine trockene Kehle!

Nach der kurzen Einleitung über Deine Person solltest Du zügig einen kurzen Umriss über Dein Buch geben. Welche Inspirationen hattest du für dieses Werk- welche besonderen Erkenntnisse oder Anleitungen wird es geben? Welche zusätzlichen Informationen – die nicht im Buch stehen – können die Zuhörer mitnehmen?

Nun kommt der eigentliche Mittelpunkt – die Sach- und Fachbuchlesung

Beginne mit dem Prolog – der sollte nicht länger als 10 Minuten dauern – und achte auf die richtige Lesegeschwindigkeit. Schalte lieber einen Gang runter. Fast jeder neigt zum zu schnellen Sprechen – wenn es hilft – lege Dir in Deine Textstellen eine Notiz mit dem Wort „Langsamer“! Halte Blickkontakt mit Deinem Publikum und spiele mit Deiner Stimme bei den lauten und leisen Passagen.

Am besten – mit entsprechenden Pausen – insgesamt vier bis fünf markante Textpassagen vorlesen, in denen die wichtigen Punkte angerissen werden. Prüfe bei Deiner Vorbereitung, dass die Auszüge insgesamt nicht länger als 60 – 80 Minuten dauern, am besten zu Hause mit einer Tonaufnahme. Erkläre vor dem Lesen eines jeden Abschnitts, welche Phase angesprochen wird, damit das Publikum inhaltlich die verschiedenen Kapitel einordnen kann.

Das Interesse der Zuhörer soll geweckt werden, ohne die Spannung und die Neugierde auf das Werk zu mindern. Verrate nicht zu viel, aber langweilig darf es auch nicht sein. Ein bis zwei Geheimnisse solltest Du schon preisgeben. Versuche, Dich in die Rolle des Zuhörers zu versetzen, und frage Dich wie die Stelle auf Dich wirken würde, wenn Du das Buch nicht kennst. Macht es Lust auf mehr – gibt es den Zuhörern, die das Buch noch nicht kennen, den letzten Kick zum Kauf?

Nutze die geplanten Unterbrechungen für den Austausch mit dem Publikum. Beantworte die Fragen auf Augenhöhe und sei auf keinen Fall genervt bei unangenehmen Fragen oder Einwänden. Die Zuschauer sind gekommen, da sie mehr über Dein Thema erfahren möchten und nicht mit der Absicht, Dich mit kritischen Einwänden zu bombardieren.

Bedanke Dich bei Deinem Publikum nach der letzten Textpassage mit den passenden Worten für die Aufmerksamkeit, auch bei den Mitwirkenden und dem Veranstalter. Tritt mit gesundem Selbstbewusstsein auf und genieße den verdienten Applaus!

Fordere die Gäste nochmals auf, Fragen zu stellen. Bei Fach- und Sachbuchlesungen sind auch anschließende Podiumsdiskussionen vom Publikum gerne gesehen. Erläutere auch den weiteren Ablauf der Veranstaltung, dass es noch eine Signierstunde, etwas zum Essen und Trinken gibt oder andere Programmpunkte wie Musik oder ein Interview mit einem Journalisten.

4. Signierstunde

Plane zum Abschluss Deiner Lesung noch genügend Zeit für Deine Gäste ein. Die Bücher zur Mitnahme sollten auf einem Büchertisch bereit liegen. Lass auch die steuerlichen Aspekte nicht unbeachtet. Beim Finanzamt können die Verkäufe bei Lesungen als freiberufliche Tätigkeit eingestuft werden, je nachdem, ob diese Umsätze als typische schriftstellerische Tätigkeit einzuordnen sind. Wenn nein – dann benötigst Du einen Gewerbeschein. Im Zweifel bekommst Du von Deinem Steuerberater oder Deinem Finanzbeamten die gewünschte Auskunft.

Signiere die Bücher – sofern gewünscht auch mit persönlichen Widmungen. Halte für Zuhörer, die sich nicht für einen Kauf entschließen, kleine Gimmicks bereit. Lesezeichen oder Postkarten kannst Du genauso signieren und dem Gast bleibt eine schöne Erinnerung.

5. Nachbearbeitung

Nimm Dir nach der Fach- oder Sachbuchlesung einen Augenblick Zeit für die Analyse. Je früher, desto besser, dann sind die Eindrücke und Details noch frisch. Was ist gut gelaufen, wo kann ich mich verbessern? Gab es Momente, wo die Stimmung des Publikums kippte und das Interesse nachließ? Waren die vorgelesenen Textpassagen wirklich gut gewählt? Hast Du schon Ideen, was Du bei Deiner nächsten Lesung unbedingt anders machen möchtest? Mach Dir gleich Notizen für Deine nächste Autorenlesung.

Sieh Dir auch in aller Ruhe das Bildmaterial an. Ist gutes Videomaterial dabei, dann solltest Du auf YouTube Dein Video einstellen. Hier können sich auch Passagen für einen professionellen Buchtrailer verstecken. Auch wenn Du nicht gleich so viele Aufrufe erhalten wirst wie die Staffeln „Leselust“ von Jürgen von der Lippe mit 90.000 Followern und über 600.000 Aufrufen, einen Versuch ist es wert. Übrigens, bereits bei Deinen Vorbereitungen, ist ein Blick in YouTube immer ein guter Ansatz. Lass Dich im Vorfeld schon inspirieren von den zahlreichen Aufzeichnungen von Autorenlesungen. Zu den Topinspirationen gehört sicherlich die komplette szenische Sachbuchlesung über den Deutschen Bundestag, des leider bereits verstorbenen Publizisten Roger Willemsen.

Auch die Nachbearbeitung in den sozialen Medien nicht vergessen oder vielleicht hast Du auch einen eigenen Blog oder Freunde, die über Fachbuchlesungen bloggen? Wie sieht es mit einem Podcast aus auf Deiner eigenen Website oder bei MDR-Kultur? Der Sender veröffentlicht regelmäßig Sachbücher als Podcast-Download. Auch Blinkist – die Plattform bietet als Audioversion zahlreiche Kurzfassungen von Fach- und Sachbüchern an – freut sich über Anfragen von Autoren.

Ein interessanter Bericht mit Foto vom Event in einer lokalen oder regionalen Zeitung oder in einem Fachmagazin – ist dann der erste Schritt auf die Bestsellerliste!

Auf jeden Fall wünschen wir Dir viel Erfolg bei der Gestaltung Deiner Lesung und vergiss nicht – Think big!

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